Spurwechsel light - Infoblatt der Westbahnhoffnung Villach (Juli 2021) - Hilfe für Menschen in Not
Liebe Freunde der Westbahnhoffnung Villach!
Im 2. Buch Mose Kapitel 23 in den Versen 1-9 finden wir Anweisungen, die man mit „Solidarität im Alltag“ bezeichnen könnte. In den Versen werden als erstes einige Weisungen erteilt, die mit Gerichtsverfahren zu tun haben. Dabei hat die Objektivität den obersten Stellenwert, weder der Reiche noch der Arme, darf vor Gericht begünstigt werden. Aber auch jeder persönlich wird zur Wahrheit aufgefordert und soll sich nicht zur Falschaussage verleiten lassen. Im Kontext um die Debatte in unserem Land, ob man vor einem Untersuchungsausschuss die Wahrheit sagen muss oder nicht, da klingt das doch sehr interessant. In dem Text gibt es auch eine klare Anweisung nicht mit den Wölfen zu heulen, wenn die Mehrheit das recht verdreht. Da kommen einem unweigerlich totalitäre Saaten in den Sinn wie das NS Regime in der Vergangenheit. Ja und dann sind noch die Gerüchte. Clare Boothe Luice zitiert: „Das Gerücht ist wie Falschgeld: Rechtschaffende Menschen würden es niemals herstellen, aber sie geben es bedenkenlos weiter.“ Gerüchte können Menschenleben zerstören. Ich erinnere mich an eine Doku aus meiner Heimat. Manche sind ihre Nachbarn in den 50er Jahren losgeworden, einfach nur mit dem Gerücht, er sei ein „Stalinist“. Ohne Gerichtsverfahren sind Menschen auf einmal im ehemaligen Jugoslawien im Straflager auf der „Nackten Insel“ (Goli otok) gelandet. Leid und Unrecht wurden Menschen zugefügt durch ein Gerücht, welches man in Umlauf brachte. Des Weiteren ermahnt uns der Text zur mitmenschlichen Solidarität. Gegen wen? Im Jahr 2013 entdeckte eine Partei in Österreich auf einmal die Nächstenliebe. Höchste Zeit für Nächstenliebe warb man auf dem Plakat. Die Aufforderung Jesus Christi „Liebe deinen nächsten“ wurde eingegrenzt mit dem Untertitel „Für mich sind das unsere Österreicher“. Hier im Text heißt es: „Unterdrücke die Fremden nicht! Ihr wisst doch, wie einem Fremdem zumute ist, denn auch ihr seid Fremde in Ägypten gewesen.“ Tiefe Trauer erfüllt mich, wenn ich vereinzelt mitbekomme, wie Kinder eines Wirtschaftswunders, welches ihre Väter und auch Fremde durch ihre Arbeit und Fleiß mit aufgebaut haben, weiterhin Ablehnung erfahren. Natürlich hat die deutsche Industrie nur Arbeitskräfte benötigt, aber Menschen sind gekommen und zum Teil geblieben. Menschen, die Achtung und Respekt verdienen. An der Stelle sind wir Christen gefordert und aufgefordert, Vorbild zu sein. Nicht zuletzt, weil es im 3. Buch Mose im 19. Kapitel in Vers 33 wieder aufgegriffen wird. Dort heißt es: „Wenn ein Fremder mit euch zusammen in eurem Land lebt, dürft ihr ihn nicht unterdrücken. Wie eine Einheimischer soll er euch gelten. Du sollst ihn lieben wie dich selbst, denn ihr seid selber Fremde in Ägypten gewesen.“ Jeder Fremde, der Gastarbeiter, wie der Flüchtling, sind ein Geschöpf Gottes und das sollten wir in unserem Verhalten ihnen gegenüber als Christen deutlich machen. Der Text geht sogar so weit, dass wir sogar gegenüber unserem „Feind“ unser Verhalten von Liebe und Hilfsbereitschaft gekennzeichnet sein soll. Dazu eine jüdische Erzählung: „Zwei Eseltreiber zogen auf einen Weg dahin, und beide waren Feinde untereinander. Da steckte sich der Esel des einen von ihnen nieder; der andre sah es und zog vorbei. Da erinnerte er sich an Gottes Weisung, kehrte sofort um und lud ihn mit auf. Da fing der andre an, bei sich selber zu sagen: So sehr hat dieser mich geliebt, und ich habe es nicht gewusst! Dann gingen sie in die Herberge und aßen und tranken und machten so Frieden.“ (Strack-Billerbeck) Diese Erzählung ist sehr konkret für unseren Alltag. Immer wieder sind wir aufgefordert, herausgefordert uns von unkonkreten Phrasen zu verabschieden.
Für uns als Mitarbeiterteam beginnt im August die große Sommerpause. Ab dem 2. August bis zum 31. August ist der Westbahnhof geschlossen. Ganz herzlichen Dank für alles Mittragen.
Gottes Segen, Schutz und Kraft in diesen herausfordernden Zeiten!
Liebe Grüße,
Marjan Kac