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Gottesdienst und Predigt mit SI Pfr. Manfred Sauer vom 6. März in St. Ruprecht

GD am Sonntag Invokavit – Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören. Ps.91,15

Wochenspruch: 1.Joh.3,8b

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.

Ps.91

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der verderblichen Pest. Er wird dich mit seinen Fittichen decken und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.
Seine Wahrheit ist Schirm und Schild, dass du nicht erschrecken musst vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen, vor der Pest, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die am Mittag Verderben bringt.
Denn der Herr ist deine Zuversicht, der Höchste ist deine Zuflucht. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sich dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Hl.Geist

Kyrie
Aus den Pfeilen wurden Bomben und Panzer, aus der Pest ein Virus, das außer Kontrolle geraten ist. Geblieben, wiedergekommen, sichtbar und spürbar geworden sind Angst und Schrecken.
Tausende, die Zuflucht suchen in U-Bahnschächten und Kellern. Tausende, die hoffen, noch rechtzeitig die Grenze zu erreichen und das Leben der Kinder und das eigene nackte Leben zu retten.
Tausende, die dich anrufen: Errette uns vom Strick des Jägers. Errette uns vor den Bomben und Granaten eines außer Kontrolle geratenen Diktators.

O Herr, hilfe
O Herr, erbarm dich unser

Gnadenwort: Jesus Christus spricht im Joh. Ev. 14,1
Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!

Ehre sei Gott in der Höhe!
Der Herr sei mit euch!


Lasst uns beten
Schockiert und wütend und ohnmächtig hören wir die Nachrichten und sehen die Bilder zerbombter Wohnhäuser. Das Unvorstellbare ist Wirklichkeit geworden: Wieder Krieg in Europa.
Wir sehen Angst und Leid, wir sehen aber auch mutigen Widerstand und Kampf um Freiheit. Wir sehen Tausende, die helfen, die anpacken, die spenden.
Was tun, wenn alles aus dem Ruder läuft, wenn die Spirale der Gewalt sich zu drehen beginnt? Was tun, wenn größenwahnsinnige Männer den Krieg beginnen?
Wir rufen zu dir: Mach End o Herr, mach End mit diesem Schrecken. Dies bitten wir dich im Namen Jesu, der mit dir und dem Hl.Geist lebt und regiert

Lesung: Mt.4,1-11

Credo

Fürbitten
Lasst uns beten mit den Worten von Christoph Friedrich Blumhardt, 1842 geb. Er war ein württembergischer evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter, später auch Landtagsabgeordneter für die SPD. Er gilt als der Begründer der religiös-sozialen Bewegung in der Schweiz und in Deutschland.
Herr, unser Gott, wir rufen zu dir: Hilf uns allezeit stark zu sein und auszuharren in den Nöten, in denen wir stehen.
Lass deine Hand über uns bleiben und über den Völkern, die miteinander streiten.
Lass bald die Zeit kommen, in der du alles ausrichtest und deinen Frieden auch auf Erden gibst.
Dein Reich muss und wird kommen; denn dein Wille muss und wird geschehen auf Erden wie im Himmel.

PREDIGT: 2.Kor.6,1-10
Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt.
Denn er spricht: Jes.49,8: Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen.
Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe jetzt ist der Tag des Heils!
Und wir geben in nichts irgendeinen Anstoß, damit unser Amt nicht verlästert werde, sondern in allem erweisen wir uns als Diener Gottes in großer Geduld, in Trübsal, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Verfolgungen, in Mühen, im Wachen, im Fasten, in Lauterkeit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, im heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, mit den Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken, in Ehre und Schande, in bösen Gerüchten und guten Gerüchten, als Verführer und doch wahrhaftig;
Als die Unbekannten und doch bekannt; als die Sterbenden und siehe, wir leben
Als die Gezüchtigten und doch nicht getötet; als die Traurigen, aber allezeit fröhlich, als die Armen, aber die doch viele reich machen,
als die, die nichts haben und doch alles haben.

Liebe Schwestern und Brüder!

Gertrud Weiss-Richter, eine jener stillen und großen Künstlerinnen, die bislang unbeirrt ihren Weg gegangen ist und auf ein imponierendes Lebenswerk zurückblicken kann, feiert heuer ihren 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass findet zur Zeit in der Alpen-Adria-Galerie Klagenfurt eine umfassende Ausstellung statt. Die Künstlerin wuchs in Villach auf und verbrachte einige Jahre im Ausland (Paris, Los Angeles, New York). Sie studierte Malerei und Grafik an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit Mitte der 60er-Jahre stellte Weiss-Richter in Kärnten, Steiermark, Wien, Oberösterreich, Slowenien, Italien, Frankreich und USA aus. Seit 1978 lebt sie in Klagenfurt.
Neben Stufen und Leitern rückt dabei insbesondere die Treppe als prägnantes Element in den Fokus ihrer Arbeit. In der Burgkapelle des MMKK ist ihre Installation "Himmelstreppe zu sehen. Die Treppe in unterschiedlichen Varianten und Ausformungen kommt sehr häufig in ihren Bildern vor.
Die Treppe als Symbol für das Leben – so möchte ich es für mich  sehen und verstehen. Das Leben ein ständiger und permanenter Auf- und Abstieg. Dabei meine ich nicht einen sozialen Aufstieg – die Stufen der Karriereleiter emporklettern, sondern eine Pendelbewegung ein Hin und her ein Auf und Ab unterschiedlicher Gefühle, Gedanken, Erfahrungen.Aufstieg, im Sinne von Heraustreten aus dem Alltag, Neues sehen, entdecken, erkennen Abstieg nicht nur als Scheitern, sondern auch als Bild für Tiefgang, hinuntergehen in den Keller meiner Existenz, Mich aussetzen mit den Schattenseiten, aber auch mit dem, was in mir schlummert.

Wir bekommen einen tiefen Einblick in die Gemütslage, in die Lage der Befindlichkeit des Apostel Paulus. Einmal mehr sieht er sich Angriffen, Untergriffen und Anschuldigungen ausgesetzt, ja sogar dass sich einige über ihn lustig machen u. ihn verlästern. Paulus möchte aber kein Ärgernis sein, er möchte nicht provozieren, auch nicht angehimmelt werden. ER möchte verstanden werden. Ja es geht ihm Lauterkeit, um Wahrheit, um Erkenntnis durch den Heiligen Geist. Also nicht nur um Selbstverteidigung, sondern der Blick soll auf Christus gerichtet sein. Die Paradoxie und die Spannung des Lebens wird dadurch nicht aufgehoben, aber sie bekommt eine andere Ausrichtung. Nicht morgen, nicht in der Vergangenheit, sondern jetzt, hic et nuc gibt es Heils Erfahrung, Gnadenzusage und Heilsgewissheit.

Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade und der Tag des Heils. Das ist leicht nachzusprechen und auch nachzuvollziehen, wenn wir im oberen Teil unserer Lebensleiter stehen, wenn es uns gut geht, wenn wir lieben und geliebt werden, wenn es gut läuft.

Wie empfinden das Menschen die jetzt jeden Tag hinuntersteigen müssen in die Keller und U-Bahnstationen, in der Hoffnung, dort Schutz zu finden. Es ist schwer vorstellbar, dass sie miteinstimmen in diese Gegenwärtigkeit einer Gnaden und Heilserfahrung. Schwer vorstellbar, aber wir wissen es nicht.  Paulus stellt sich der Kritik und er beschreibt die Entbehrungen, er beschreibt die Schmerzen, die Nöte und Ängste, denen er als Apostel ausgesetzt ist. Damit ist er allen nahe, die das auch immer wieder und gerade jetzt erfahren. Er benennt die dunklen und schmerzhaften Schattenseiten seiner Existenz als Apostel, als Prediger und Missionar, aber es geht ihm dabei nicht um sich selber, sondern um die Botschaft der Gnade und des Heils

Wir bleiben in dieser Spannung aber als Sterbende, die leben und als die die nichts haben und doch alles haben.
Jetzt, in jedem Augenblick können wir diese Erfahrung machen, dass Gott gnädig und sein Handeln heilsam ist.

Amen

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