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Predigt: Joh.20, 19-20 24-29 vom April 2024

Predigt: Joh.20, 19-20 24-29

Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen:

Friede sei mit euch!

Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich´s nicht glauben.
Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Jesus kommt, als die Türen verschossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch!
Danach spricht er zu Thomas: Reiche deine Finger her und sieh meine Hände und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du.
Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Liebe Schwestern und Brüder!

Jeden Freitagabend, ab 22.00 h findet im SWR die Sendung Nachtcafe statt, die ich mir gelegentlich anschaue, wenn mich das Thema anspricht oder in den Bann zieht.

Am Karfreitag Abend war ich sehr gespannt, welches Thema ausgewählt wurde. Gleichzeitig war ich überrascht, dass die Talksendung im NDR ausgefallen ist u. auch auf NDR die Sendung Nachtcafe ausgestrahlt wurde.

Das Thema der Sendung: Weil wir Hoffnung schöpfen. Also eigentlich mehr ein Osterthema als ein Karfreitagsthema. Doch es kam an diesem Abend beides vor. Die Erfahrung von großem Leid und von enormen seelischen und auch körperlichen Schmerzen, aber die Gäste, die eingeladen waren, haben alle davon Zeugnis gegeben, dass sie die Dunkelheit des Todes und der Ausweglosigkeit überwunden haben und das Leben wieder von der hoffnungsvollen Seite sehen und betrachten können.

Ein junger Mann, Jochen Wirr, der als 17jähriger mit seinen Freunden auf eine Party gegangen ist und an diesem Abend beinahe gestorben wäre. Jemand hat ihm K.O.Tropfen in sein Getränk getan und diese Tropfen haben seinen Verstand völlig lahmgelegt. Er ist auf eine S-Bahn gesprungen und in die Oberleitung gekommen. Mit schwersten Verbrennungen wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, beide Beine und ein Arm mussten ihm amputiert werden und es gab einige Tage, in denen die Ärzte um sein Überlegen gekämpft haben. Er hat es geschafft und er hat trotz der radikalen Veränderung nicht aufgegeben.

Es waren sehr berührende Geschichten, die an diesem Abend erzählt wurden. Man könnte auch sagen, es waren sehr persönliche Glaubenszeugnisse, mit allen Phasen, die auch besonders in den dunklen Momenten dazugehören: der Zweifel, das Hadern, ja auch das sich im Stich gelassen fühlen von Gott.

Thomas ist da mit seinem Zweifel und mit seiner Skepsis durchaus repräsentativ für viele Menschen. Es braucht dazu gar kein dramatisches Erlebnis.
Der Zweifel und die Skepsis gehören ja v.a. zum aufgeklärten und modernen Menschen des 21.Jh.
Wir werden ja auch dazu erzogen, nicht alles ungeprüft hinzunehmen und für wahr zu halten. Wir sollen kritisch hinterfragen und alles prüfen und das Gute und Wahrhaftige bewahren.
Thomas zweifelt, weil er es nicht glauben kann, dass Jesus wirklich auferstanden ist. So geht es bis heute Menschen, die das nicht glauben können und wollen, weil es allen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen widerspricht, fast allen, denn es gibt ja auch eine Dimension unseres Lebens, eben den Glauben, das Vertrauen, die Liebe, die wir auch nicht beweisen können, die aber trotzdem eine ganz entscheidende Rolle in unserem Leben spielen.

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben,“ sagt Jesus zu Thomas und damit lädt  er uns ein, dem Glauben mehr zu vertrauen, als aller Nachweisbarkeit und Erklärbarkeit.
Jesus fordert keinen blinden Glauben, ganz im Gegenteil. Er ermutigt Thomas, seinem Herzen zu vertrauen, auch dem, was er spürt und hofft.
Der Glaube, der bekanntlich Berge versetzen kann und dies auch immer wieder tut. Der Glaube, der stärker ist als alle tödlichen und Tod bringenden Mechanismen, von denen die Gäste beim Nachtcafe eindrucksvoll erzählt haben.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Amen

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